Donnerstag, 27. Dezember 2012

SCHULUNG?



NO, NOT ME





Nein, nicht ich






Schulung will ich nich
is nix, gar nix für mich



Auf vielen Seiten bietet das Internet Schulungen an. Oft sind sie kostenlos. In Foren werden Erfahrungen diskutiert und Tipps gegeben. Man kann sich also weiter entwickeln, wenn man etwas lernen will, sich autodidaktisch ausbilden möchte. Oder wenn man ein Problem hat, auch dann kann die gezielte Suche helfen, denn meist bist du nicht der einzige, den dieses spezielle Problem behindert hat. Beispiel: Cursor hüpft, beim Schreiben auf dem Notebook, markiert oft auf eigene Faust und löscht gelegentlich den Text, der gerade geschrieben worden ist. 

Dieses Problem hatte ich.

Mit dem Text probiere ich gerade aus, ob das Problem behoben ist. Bis jetzt ging alles gut. Anscheinend haben geänderte Einstellungen für Maus und "erleichterte Bedienung" (System-Steuerung) schon bereits geholfen. Ich kann offenbar munter drauf los schreiben und wieder über jedes Ziel hinaus schießen, denn längere Texte werden heute kaum noch gelesen, Vielschreiber sollten sich etwas anderes ausdenken. 

Das hatte ich beherzigt und in meinen Blogs eine spezielle Art von Bild-Persiflagen gefunden, um Texte mit Bildern aufzulockern und schmackhaft zu machen. Nur - auch Bilder benötigen oft das genaue Hinsehen, das Interpretieren und das Mitdenken. Schon sind wir wieder am Anfang. Fast niemand will das. 

Die Medien-Bilder-Flut hat abgestumpft, und es wird nicht mehr gedacht, nur noch flach konsumiert. Sehr viele arme Teufel flüchten sich deshalb in die Internet-Pornografie, weil das Denken vollends abgeschaltet werden kann, trotzdem aber Bilder da sind. Und weil der arme Teufel, der ansonsten abgestumpft ist, spitz wird. Schon haben wir das Dual-System des Lebens beim Schopf gefasst, 

spitz und stumpf,
das will der Schlumpf,
stumpf und spitz,
das will der Fritz.

Da wir jedoch fast ausnahmslos alle im Dual-System des Lebens gefangen sind, ist das nicht schlimm. Im Gegenteil, daraus kann eine Schulung geboren werden. Zum Beispiel mit dem Schulungs-Thema: "Wie konsumiere ich noch mehr Bilder in noch kürzerer Zeit?" Daraus kann ein eBook entstehen. Zum Beispiel mit dem Titel: "Tatort mit Fleck, gleich ist er weg". 

Zum Schluss noch eine Expertise zur künstlerischen Form: Eine wichtige Forderung an exzellente literarische Exkursionen konnte erfüllt werden. Der Schluss, die Schulung, führt an den Anfang zurück, und alles kann noch einmal durchgelesen werden.

Uneinsichtige Schüler müssen nun vor allem eines lernen: wiederholen, wiederholen und nochmal wiederholen, 

das eBook, die Schulung
die Schulung, das eBook
von vorne, von hinten,
von hinten nach vorn,
von oben nach unten
so haben wir`s gern
(Der Lehr-Körper)


.

Sonntag, 25. November 2012

DER FAECHER MIT NEIN AUF DER BRUST


NO, NOT ME





Nein, nicht ich



DER FAECHER AUF DER BRUST

Das Shopping in BigCplus lockt jeden für sich erst einmal zu seinem Lieblings-Futter; der eine geht zu Fischen und Shrimps, die andere zu den Früchten. Eine vorübergehende kleine Trennung ist normal.

Vor zwei Tagen passierte es, dass ich mich zwischen der Fleisch-Abteilung und den Kassen aufhielt. Beim Anblick der unterschiedlichen Wurstwaren kam ich ins Grübeln. Eine Sorte war besonders groß verpackt, eine rund verpackte Elefanten-Wurst da in der Kühltruhe aus Schwein versteht sich. Wie könnte ein Dieb eine solche Wurst klauen? Unmöglich. Sie war einfach zu groß. Noch war ich mit diesem Ergebnis beschäftigt und noch baute sich eine Mauer in mir auf, ich ein Dieb?, ausgerechnet hier zum ersten Mal in meinem Leben? Und ausgerechnet eine solche Wurst? Niemals, so sehr mein Appetit auf Wurst auch angewachsen war. Offenbar hatte ich Wurst-Defizite nach längeren Phasen des Sparens und der Tendenz, eher vegetarisch zu essen. Wie nach einem längeren Fasten, das die Hirnströme aktiviert und den Raubtier-Instinkt frei setzt, das die gesamte Intelligenz kulminieren lässt, schossen die Gedanken nur so durch meinen Kopf. Da fiel mein Blick auf einen Teller mit Wurst-Stücken, fein nebeneinander und jeweils mit einem Happen-Hölzchen versehen. Schmeckhappen! KOSTPROBEN!!

Wie im Trance nahm ich mir eine solche Schmeck-Vorrichtung vor, spießte zugleich das nächste und übernächste Häppchen auf, eines wäre normal, zwei würden vielleicht durchgehen, insgesamt vier oder fünf, und war im Begriff, das Ganze oben in meinem Mund verschwinden zu lassen. Noch ehe dies gelang, erreichte mich der Blick der Wurst-Verkäuferin, die etwas abseits zu tun hatte, und nun, angesichts meiner Absicht, die Kühltruhen entlang eilig auf mich zukam, während mein Super-Happen noch auf halben Wege war. Sie ahnte, nichts mehr verhindern zu können, nicht schnell genug sein zu können, und schickte deshalb einen Wort-Schwall voraus, der hauptsächlich aus zwei Lauten bestand:

Hungry!? Ähhei? 

Die Modulation war so, dass sich das Ähhei steil anhob und das "ei" sich wie eine Rute erhob. 

Vor lauter Schreck wegen dieses Verkaufs-Ungetüms fiel mir das fünfte Stück Wurst herunter auf den Boden. Mit gemischten Gefühlen bückte ich mich danach, wodurch sich die Lage nur noch verschlimmerte. Einerseits schmeißt man Wurst nicht einfach auf den Boden, andererseits war ich in Zeitnot, wohl wissend, dass ich Unrechtes tat, das letztlich aber erlaubt war, jedoch ein entlarvendes Licht auf mich warf, der gerne im Boden am liebsten verschwunden wäre.

Mom und Töchterchen beobachteten die Szene, jedoch ohne eine Miene zu verziehen, mit bemerkenswerter Neutralität und Emotionslosigkeit, die schon an Gleichgültigkeit heran reichte. Ich war auf frischer Tat, zu viele Häppchen gestapelt zu haben, vor lauter aufgestauter Wurst-Defizite, ertappt worden, zugleich aber frei gelassen worden, weil es irgendwie doch erlaubt war. Nur, Thailänder machen so etwas nicht. Mom und Töchterchen hielten also Distanz.

Das Hungry!? Ähhei? wurde schnell zu einem geflügelten Wort. Beim Eis-Essen, kleine Waffel mit einer Kugel aus Spar-Gründen, wurde darüber geschmunzelt, und ich war irgendwie dabei. Eine Autorität-Person sieht anders aus. Mit Flucht nach vorn machte ich mit. Aber nun kam der Hammer! Die beiden hatten nur auf eine Frage der Wurst-Verkäuferin gewartet:

"Gehört er zu Ihnen?"

Die totale Distanz diente nur einem Zweck, nämlich leugnen zu können, und das nicht einmal durch ein Wort, sondern nur durch eine Geste, nämlich einen verneinenden "Fächer" auf der Brust zu machen. 

Darum geht diese Geschichte auch als "Fächer auf der Brust" in meine kleine Sammlung ein.

Freitag, 30. Dezember 2011

Sonst vergesse ich sie noch – 30/Dez/11



Natürliche Geht-nicht-anders-Treue und Sehnsucht-beschwängerte Trennung

Genug! Über Katzen wurde genug geschrieben. Aber nicht über meine beiden frei lebenden! Sie leben hier schon länger als ich. Als ich am 9/Jan/11 mein altes schattiges, viel preisgünstigeres und anheimelndes Domizil wieder bezog, erkannten sie mich vermutlich. Sie fingen an, mich in ihrem Sinne zu disziplinieren und setzten Piss-Marken direkt auf meine Sessel-Kissen im kleinen Vorgarten; sollte heißen: wenn du uns nicht beachtest und uns nicht fütterst, pissen wir. Zuerst wußte ich gar nicht, wer diese waren. Zunächst bemerkte ich nur, dass es penetrant roch. Die Waschmaschine stand bereits im kleinen Wäsche-"Hof" hinten, wie praktisch! Die Nasen-Beleidigung spielte sich vorn im schattigen Vorgarten unter einem großen überkragenden Balkon der oberen Wohnung ab. Dieser "Garten" mit Pflanzen-Töpfen ist Regen-geschützt, aber nicht Miezen-geschützt. Den einzigen Schutz vor feuchten Attacken sah ich nun tatsächlich darin, einen Pflanzen-Topf-Untersatz innen am Gartentor für Essen-Reste zu platzieren und guten Willen zu zeigen.

Derjenige, der folgsam gehorchte, war ich, kein Herren-Mensch; die Katzen hörten tatsächlich auf mit ihrem Nässen, benahmen sich ansonsten aber ungehobelt und demonstrierten, keine Fress-Manieren zu haben. Gräten und Teile des Fisch-Kopfes lagen in der Gegend herum. Hunde nehmen ihre Knochen zwischen die Pfoten. Katzen machen es nicht, sie meinen, dass ihre Tatzen zum Wegspringen da sind.  Freie Katzen von draußen, die sich ihren Lebens-Unterhalt abholen und dann wieder verschwinden, haben keine Hunde-Manieren. Die Fischgräten überall verteilt, die Reste vom Fischkopf auch, ähnelte der Platz am Gartentor der Hinterlassenschaft russischer Familien am Strand, die Strand-Liegen sparen und als "freie Russen" hingehen, wo auch die Einheimischen hingehen, um das wenige Geld zu sparen. Wer sich frei fühlt, darf Dosen, Tüten und Reste  liegen lassen, meinen sie wohl.

Von mehreren Katzen blieben zwei übrig, die ihr Revier bei mir erobert hatten, ein brauner Kater und eine schwarze Katze. Die Schwarze machte eine Riesen-Sauerei, als ich einmal einen Tag weg war, indem sie eine Verletzungs-Blutung wirklich überall verteilte, auch auf den Sitzkissen, die vorher den strengen Geruch-Marken gedient hatten. Überall waren rote Flecken, meist schon getrocknet. Ich nahm die Bezüge und trat wieder den Gang in den Wäsche-Hof an. Offenbar war die Verletzung während der Rolligkeit entstanden, zumal sie nachts sehr oft Klage-Gesänge mit herzzerreißend menschlichem Timbre von sich gab. Trieb und Verletzung wirkten zusammen. Stärker war der Trieb. Wohl auch stärker als die Angst vor dem männlichen Widerhaken bei der Befruchtung; dafür kann der Kater nichts. Die Natur wollte es so, gab ihm ein Unterjochungs-Mittel, das Menschen nicht haben. Menschen benutzen stattdessen Religionen als Mittel der Unterdrückung ihrer Frauen. In der Hierarchie stand der Kater oben, fraß regelmäßig zuerst aus dem Topf-Untersatz, während die Schwarze auf der Garten-Mauer devot zu lauern pflegte, in der Hoffnung, dass etwas übrig bleibt.

Als eines Nachts das Gejaule der Schwarzen bizarre Formen annahm, und ich gerade wach war, stieg ich vor die Tür und sah die beiden im Mondlicht mitten auf der Straße und dort ihr wildes Sexual-Leben ausleben. Kein Hund war in der Nähe, um diese Zeit, etwa zwischen 2:00 und 3:00, schlafen sie, und die beiden Verrückten wussten das. Mit meiner leicht empörten Neugierde hatten sie nicht gerechnet. Als sie mich in einer Entfernung von etwa 20 Metern bemerkten, fühlten sie sich extrem gestört und unterbrachen, machten sich davon, denn sie wussten mit Sicherheit einen anderen ungestörteren Ort. Ein gutes Gefühl hatte ich nicht, aber sie waren weg. Prinzipiell bin ich dagegen, derartig zu stören.

Die Schwarze ist zu bemitleiden, denn sie hat viele berechtigte Ängste und muss Schmerzen durchstehen, malte ich mir aus. Auch wenn sie Fisch im Untersatz sieht, und ihr Kater-Gatte außer Sichtweite ist, wartet sie Minuten, beobachtet meine Tür oder mich, die Hunde von gegenüber, das Terrain obendrein. Dann erst pirscht sie sich geduckt heran an den Leckerbissen.

Der Kater dagegen probiert seine Rechte sehr viel direkter. Gelegentlich versucht er sich als Teilmengen-Hauskatze und bleibt irgendwo in meiner Nähe am Boden schon mal liegen. Ein Ansatz von Vertrauen dient ihm dazu, sein Revier zu behaupten, lediglich unterbrochen von ständiger Bereitschaft, mir den Vortritt zu lassen, wenn ich mich bewege. Eine solche Bewegung, auf Google Earth sicherlich erkennbar, führte mich gestern zum Kaufhaus Carrefour, das jetzt BigCextra heißt. Dort gibt es einen ziemlich großen roten Fisch für nur 45 Baht, der auch noch kostenlos fertig gedünstet wird. Zellophan-Verpackung und Preisschild machen den noch heißen Fisch zu einer Ware an der Schnell-Kasse.

Mit meinem kleinen Einkauf fuhr ich zurück, denn diesmal wollte ich den Fisch zuhause genießen, allein genießen, mit Messer und Gabel wie ein Hund. Ich brauchte Ersatz, vermisste ich doch meine geliebte Yo. Ich wusste sie im Heimat-Dorf, um unser kleines Haus fliesen und das Bad machen zu lassen, nebenher noch die Mutter zu pflegen und für die 7jährige Tochter da zu sein, die nun auch meine Tochter ist. Somit versorge ich mich in dieser Zeit selbst. Den noch heißen Fisch, für mich zubereitet, wollte ich so richtig genießen. Der beste Platz dafür ist vor dem Fenster im Vorgarten. Die beste Atmosphäre gibt Musik von innen durch eben dieses Fenster. So nahm ich denn auf inzwischen blitzsauber gereinigten Geruch-freien Kissen Platz. Dann war noch eine gebastelte Essen-Platte zu befestigen, die ich über die Holz-Lehnen legen kann. Super gemütlich und praktisch! Den Fisch legte ich auf einen Servier-Teller, genau so wie es meine Yo immer macht, Besteck dazu, Getränk. Das Tablett legte ich erst einmal draußen auf den Tisch. Von da musste ich es auf die Platte auf dem Stuhl ziehen, da ja Yo nicht da war. Als Gesunder konstruierte ich mir Vorteile, die sonst Kranke in einem noblen Privat-Krankenhaus haben; das und mehr konnte ich genießen und das wohlige Gefühl potent zu sein obendrein. Bis zur endlichen Mahlzeit dauerte es noch. Ich ging kurz ins Zimmer, um etwas am Computer abzuschließen.

Einschieben möchte ich einen Gedanken zur Gesundheit, denn ich hatte mich als "Gesunden" beschrieben, vorsichtshalber beschränke ich die Beschreibung auf die körperliche, die geistige weiß ich nicht. Auffällig Hand in Hand mit "Gesundheit" geht ein gelegentlich rolliger Zustand, vergleichbar mit dem meiner beiden Viecher zwischen zwei und drei Uhr nachts. Gesundheit hat ihren Preis, der darin besteht, den Körper funktionieren lassen zu sollen.

Der Körper funktioniert aber zurzeit nur dann jugendlich rund, inspiriert vom weiblichen Genius meiner Frau, wenn sie auch leibhaftig da ist. Natürliche Geht-nicht-anders-Treue überbrückt derweil die Sehnsucht-beschwängerte Trennung. Das Tablett auf dem Tisch vergaß ich fast, weil ich das Layout meiner EPHEMEROPTERA-Seite noch abzuschließen hatte und Minuten davon nicht weg kam. In diesen Minuten geschah etwas.

Nun umso hungriger ging ich durch die Tür wieder nach draußen, zu meinem Menü. Was sah ich? Einen weghuschenden Kater! Jeder kann raten, was er gemacht hatte. Ziemlich große Stücke fehlten am Fisch. Extrem manierlich hatte er sie äußerst sauber heraus gebissen. Diesmal gab es keinen Grund für schlechte Fress-Manieren. Nicht immer nur die Gräten und wenig dran waren da, sondern das saftige Ganze. Mein erster Gedanke war Rache, der zweite war die Frage, wer hat schuld, der dritte war die Erkenntnis, dem Kater etwas mehr als nur blanke Gräten hinstellen zu sollen und der vierte war schon das Ergebnis: selbst schuld, mach das Beste daraus. Die Fress-Manieren von Katerchen waren so perfekt gewesen, dass ich die noch unberührten Teile separieren konnte. Und es war genug für alle alle da, für alle, die auf dem Plan waren, einschließlich für mich. Die Kurve von Testosteron-Rache hin zu sanfter Selbst-Erkenntnis glich einer Parabel. Die Parabel stieg und fiel, animierte mich dazu, einen hochpolitischen Vergleich aufzusetzen.

Nun hatt ich plötzlich ein tierisches Verständnis für unsere griechischen EU-Partner. Sie nahmen sich den Euro-Fisch und glichen dem braunen Kater. Der leckere Fisch war ihnen - dumm genug - auf einem Tablett serviert worden. Während die EU-Geberländer mit anderen Problemen beschäftigt waren, so wie ich mit dem Layout, genossen die Griechen erst einmal "das saftige Ganze".

Die kleine Geschichte ist trotz des letzten Satzes noch nicht ganz zu Ende. Tage später hatte ich meinen Freund aus Birmingham/Alabama bei mir. Er saß mir gegenüber im Vorgarten im Schatten, dort, wo ich die Reste des Fisches für mich separiert hatte. Da erschien auch die schwarze Katze am Gartentor. Trocken, wie Amerikaner sein können, machte er mich auf ein Detail aufmerksam (meine Augen waren nicht die besten). "Your black cat has balls. I can see the balls. The cat is a Tom-Cat.

Die Schwarze der Kater, der Braune die Katze. Die Geschichte mit dem Blut, das Liebes-Spiel, was mache ich nun? Bitte nochmals spiegelverkehrt lesen! Das Chaos ist perfekt. Bei den Griechen macht das Chaos die perfekte Geschichte.


Sonst vergesse ich sie noch – 25/Dez/11




7777.7 km hatte meine "Susi" Suzuki Skydrive 125 soeben drauf. Da hielt ich an - sie bekam Streicheleinheiten! Sie ist meine Versicherung, dass mir als Fußgänger nichts passiert, denn ich bin - überwiegend in Thailand lebend - überhaupt nicht krankenversichert. Wenn ich fahre, gehe ich nicht zufuß, logisch. Ohne Versicherung hält man mich allerdings gelegentlich für ein Mitglied der Spezies der Ephemeroptera.

Nun erlebte ich am gleichen Tag einen Versicherten, einen Holländer. Er war mit seiner thailändischen Freundin in die Wohnung über der meinen gezogen, kaufte sich ein schnelles Motorrad und genießt seitdem den großen Balkon vor seinem Wohnzimmer über meinem schattigen Vorgarten. Dort über mir sitzen die beiden netten Leute und reden sehr viel. Wenn ich das Gartentor aufschiebe und mit meiner "Susi" heraus komme, wird regelmäßig freundlich nach oben und unten gegrüßt.

Als ich gestern von einem Einkauf zurückkam und "Susi" durch das Gartentor in den kleinen Hofgarten manövrierte, hörte ich, dass sie sich über Religion unterhielten, auch über den Islam versteht sich. Kein gutes Vorzeichen, dachte ich. Und - muss wohl auch Alkohol-Konsum dabei gewesen sein - es wurde lauter und lauter, ähnlich dem Ton, der einem handfesten Streit ähnelt. Wegen einer solchen lautstarken Auseinandersetzung war die Lady bereits eine Woche nach Hause geflüchtet. Als sie zurück kam, war es erst laut, wohl ein Rest, dann legte sich der Unmut, und es wurde sanft. Das Thema: die Familie der Lady, der Großvater etc. Das bekam ich unten ebenfalls mit und dachte mir, wenn er ihr thematisch brav folgt, dann ist alles in Ordnung.

Und nun ausgerechnet der Islam, ein Thema, das Gefahren birgt. Siehe, höre, die Unterhaltung artete aus. Irgendwann ging man oben zur Ruhe, vermutlich erschöpft. Es wurde still, ich ging ebenfalls schlafen, bis ich durch einen lauten Knall über mir durch die Betondecke hindurch aufgeweckt wurde. Es rumste fürchterlich in der Breite und in der Länge etwa der Statur des Holländers. Er war aus dem Bett gefallen, der Alkohol - und vielleicht Angst im Traum vor dem Islam. Die Holländer sind da sehr empfindlich und wollen zurzeit nur noch killen. Schade, dagegen gibt es keine Versicherung. Die Partie, versichert gegen nicht versichert, endete mit einem Remis.

Sonntag, 25. Dezember 2011

Sonst vergesse ich sie noch – 22/Dez/11



Vorgestern vor Heiligabend 2011 wurde ich gegen Morgen von einem Traum geplagt, der wie eine Stechmücke in das Herz meiner Existenz hinein stach. Ich konnte den Stich spüren, denn als ich aufwachte, griff ich gleich nach meiner Geldbörse am Kopfende, um zu kontrollieren, ob sie noch da war. Sie war während des Traums mit allen meinen Papieren entwendet worden. Das spielte sich so ab:

Inmitten einer Menschen-Ansammlung anscheinend in meinem alten Wohnort Wiesbaden verlor ich ein paar Münzen, weil die Naht meiner Geldbörse ausgerechnet an der Hartgeld-Klapptasche aufgerissen war. Darunter leide ich schon seit Wochen und vergesse kontinuierlich die Reparatur, um mich nicht immer nach herausgefallenen Baht bücken zu müssen. Die letzte Gelegenheit für die Reparatur hatte ich tags zuvor, als die Luft aus meinem vorderen Moped-Reifen wich und ich nur mit dem Rest eine kleine Werkstatt erreichen konnte. Der junge Mechaniker machte sich sofort an die Arbeit, fand Loch und Dorn und flickte. 30 Baht wollten sie, ich hatte mit 120 gerechnet, gab 10 für die Werkstatt und 20 für den Jungen extra. Nachher war der Reifen wieder halb platt, und ich fuhr zurück. Diesmal bestand der Mechaniker darauf, dass diese zweite Flickerei reiner Service war. Mein Trinkgeld kam gut an, ich wusste es ja.

Beide Reparaturen waren damit verbunden, dass der Junge mit seinem kleinen Finger Gummi-Kleber aus einer kleinen Dose entnahm, um ihn aufzutragen. Dieser kleine Finger hätte sich für meine gerissene Geldbörsen-Naht geeignet, um die Stelle zuzukleben, aber ich vergaß es, zweimal sogar. Das Problem blieb bestehen, und nun träumte ich also von der Menschen-Menge, die mich umringte, weil ein kleiner Berg heraus gefallener Münzen da lag und die Börse daneben. Ein kleiner alter Mann wollte mir helfen. Sein zerfurchtes Gesicht ist mir noch gegenwärtig. Ich aber musste aus irgendeinem Grund kurz weg und vertraute ihm den Berg und die lederne Börse an, war absolut sicher, dass er vertrauenswürdig war. Als ich zurück kam, waren er, der Haufen und die Börse verschwunden. Meine Papiere! Sofort entwarf ich einen Plan, ganz ohne Geld mit öffentlichen Verkehrsmitteln dann eben schwarz zu fahren. Plötzlich baute sich in meiner Traum-Phantasie das Problem auf, einen anderen Ort erreichen zu müssen, um nach Hause zu kommen. Nach dieser Blitz-Logistik lief ich in eine Richtung, um den Alten einzuholen, vergeblich. Dann wachte ich auf. Reflexartig griff ich ans Kopfende. Alles war da. Der Traum war vorbei. Die Papiere waren gerettet.